Motivation

Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) gewinnt im Hinblick auf den Klimaschutz und die Verkehrswende in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Im Jahr 2019 wurde er von über 10 Millionen Fahrgästen genutzt [1]. In Anbetracht dessen wurden im Rahmen des Forschungsprojektes CroMa (Crowd-Management in Verkehrsinfrastrukturen) Maßnahmen entwickelt, die zu einer höheren Robustheit, Sicherheit und Leistungsfähigkeit von Bahnhöfen bei Belastungsspitzen führen.

Dabei wurden erstmals gezielt sozio-psychologischen Faktoren wie Motivation, Anonymität und Ungeduld mit Aspekten der Leistungsfähigkeit und des Komforts von Fußverkehrsanlagen in Verbindung gesetzt. Ebenso wurden erstmals Crowd-Management-Maßnahmen in Feldbeobachtungen wissenschaftlich analysiert und in Zusammenhang mit dem An- und Abreiseverhalten der Besucher:innen für verschiedenartige Veranstaltungen untersucht. Die Feldbeobachtungen haben gezeigt, wie komplex die Planung von Einlässen zu Veranstaltungen mit der Anreise der Besucher:innen zusammenhängt, wie sehr sich das Anreiseverhalten für verschiedene Veranstaltungen am gleichen Ort unterscheiden kann und somit die Sicherheitsplaner:innen vor große Herausforderung stellt. Die folgenden Abbildungen geben einen Einblick in die Feldbeobachtungen und welche Risiken derartige Szenarien bergen. Es wurden Stauungen in einer Unterführung und ein Rückstau bis zum Ausgang eines U-Bahnhofes beobachtet. Weitere Risiken bestehen insbesondere durch Stürze ins Gleisbett oder das vollständige Erliegen des Verkehrs.

Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie eng der städtische Verkehr und die Besucherführung in diesem Kontext verzahnt sind. Eine gezielte Einflussnahme und Maßnahmenplanung muss somit bereits deutlich vor den Einlässen beginnen. Hinzu kommen weitere Abhängigkeiten von Einflussfaktoren, die vor Veranstaltungsbeginn nur vage beschrieben werden können, wie z.B. das Wetter und das tatsächliche Anreiseverhalten der Besucher:innen. Werden im Vorfeld relevante Einflussfaktoren und ihre möglichen Auswirkungen unzureichend analysiert, können sicherheitskritische Ereignisse entstehen wie bei dem Champions-League-Finale in Paris [2], dem Astroworld Festival in Houston [3], dem jüdischen Fest in Meron [4] oder beim Lollapalooza Festival in Berlin [5]. Neben dem Risiko hoher Personendichten mit Gedränge und einer Überlastung der Infrastrukturen, stellt auch das unkontrollierte Stürmen von Veranstaltungen, wie beim EM-Finale in London [6], ein hohes Sicherheitsrisiko dar.

Referenzen

[1] „ÖPNV - Fahrgäste in Deutschland | Statista“. Link

[2] „Champions-League-Finale verspätet angepfiffen wegen Einlass-Problemen“, FAZ.NET, 28. Mai 2022. Link

[3] „Massenpanik bei Astroworld in Houston: »Jeder, der vorne stand, wurde zerquetscht«“, Der Spiegel, 6. November 2021. Link

[4] „Meron in Israel: Dutzende Tote bei Massenpanik an jüdischem Feiertag Lag Ba’Omer“, Der Spiegel, 30. April 2021. Link

[5] „Verkehrschaos beim ‚Lollapalooza‘: Festivalmacher sehen Fehler bei der Bahn“, Der Tagesspiegel Online. Link

[6] J. Cáceres, „EM-Finale in London: Anarchie rund ums Stadion“, Süddeutsche.de, 12. Juli 2021. https://www.sueddeutsche.de/sport/wembley-fans-randale-stuermen-stadion-1.5348915

Letzte Änderung: 02.11.2023